ERFAHRUNGEN...

... aus der klinischen Praxis mit Frühgeborenen
von Dr. W. Stening · Universitätskinderklinik Köln

In den letzten Jahren gewinnt die frühzeitige Stimulationsbehandlung und die psychosoziale Betreuung Frühgeborener mehr und mehr an Bedeutung. Seit 1991 fördern wir an der Universitätskinderklinik Köln die körperliche Nähe zwischen Eltern und Kind noch gezielter als bis dato. Dies geschieht zum einen durch die Känguruh-Methode. Dabei werden die frühgeborenen Kinder eine bis mehrere Stunden täglich nackt auf die unbekleidete Haut der Eltern gelegt. Diese liegen selbst in bequemen Gartenstühlen. Neben der Stimulation verschiedener Sinne der Kinder hat dieser enge Körperkontakt viele Vorteile. Die Eltern lernen heute viel früher die Persönlichkeit ihres Kindes kennen. Sie gewinnen Vertrauen in die eigene Stärke sowie in die Kompetenz des Kindes Zudem sind diese "fiühgewordenen" Eltern wesentlich zeitiger fähig, pflegende Aufgaben bei der Versorgung ihres Kindes zu übernehmen.

Aus diesem engen Körperkontakt heraus ergab es sich 1991 zudem, daß wir den Eltern anboten, ihre Kinder auch während der Spaziergänge im Kliniksgelände zu tragen. Dies hat sich inzwischen derart etabliert, daß dem einzigen Kinderwagen auf der Station etwa 10 Tragetücher gegenüberstehen. Beinahe an jedem Bett eines "ausgehfähigen" Kindes hängt nun ein eigenes Tragetuch. Die Wiegetrageweise hat sich bei den frühgeborenen Kindern klinisch als besonders günstig erwiesen. Dabei legen wir das Köpfchen stets auf die untere Seite der Schärpe. So liegt es ideal gerade im Tuch und die Eltern haben ihr Kind zudem gut im Blick. Sobald es die Witterung erlaubt sieht man nun viele Eltern (häufig auch gemeinsam!! ) mit ihren Kindern spazieren gehen. Für die Eltern ist es ein bedeutendes Training, mit ihrem Kind auch allein ohne die Aufsicht der Schwestern und ohne die Kontrolle durch Herzatem-Monitoren zurechtzukommen.

Auch die Schwestern tragen die Kinder immer wieder im Tragetuch. Es ist eine ideale Hilfe bei sehr unruhigen Kindern. So kommt es insbesondere auf der Säuglingsstation bei Kindern dro-genabhängiger Mütter im Entzug zum Einsatz. Diese Kinder scheinen ein Höchstmaß an körperlicher Nähe und Bewegung zu benötigen. Das Tragetuch macht es möglich, daß die jeweilige Schwester trotz der Beruhigung des Kindes weiterarbeiten kann. Sie beschäftigt sich in dieser Zeit vornehmlich mit Aufräumarbeiten.

Dies sind nur zwei Aspekte einer vielfach als "sanfte Pflege" bekannten Frühgeborenenbetreuung. Doch mir scheint, daß der Körperkontakt zwischen Eltern und Kindern für alle Beteiligten einen besonders großen Wert hat.

Quelle: www.didymos.de
 

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